Krise als Form

springerin
Ausgabe 2/2017

Eine vielerorts erhobene Gegenwartsdiagnose lautet, dass sich unsere aktuelle Gesellschaftsform, aber auch kulturelle und künstlerische Formen in einem fortwährenden Zustand der Krise befinden. Basiert dieser Befund zum einen auf einer gewissen Objektivierung (in Bezug darauf, wie die Dinge sein sollten und nun einmal nicht sind), so wirken darin stets auch subjektive Momente mit (der Diagnose, Kritik und möglichen Verbesserung der krisenhaften Zustände). Die Art dieser Beziehung genauer herauszuarbeiten, war Thema eines Symposions, das Anfang 2017 an der Universität für angewandte Kunst Wien stattfand. Im Anschluss daran bereitet das Heft Krise als Form, in Kooperation mit der Abteilung Kunst- und Wissenstransfer und dem Institut für Kunsttheorie entstanden, Beiträge und Schwerpunkte dieser Debatte auf. Gefragt wird vor allem danach, welchen formalen Parametern die Rede von der allgegenwärtigen Krise unterliegt. Stehen dabei primär kulturelle und politische Formen, Formen von Subjektivität und Wertsetzung auf dem Spiel? Oder artikulieren sich im Diskurs der Krise auch Negativformen, noch Formloses, ja vielleicht auch „Anti-Form“?

Mit einem Beitrag von Eva Kernbauer: „Mit dem Rücken zur Zukunft. Über die richtige Richtung und linke Melancholie“, in: Springerin 2/2017, „Die Krise als Form“, S. 45-49.

https://www.springerin.at/en/2017/2/mit-dem-rucken-zur-zukunft/

Attraktions-Bilder. Kontaktaufnahmen mit dem Publikum inbildender Kunst und visueller Popkultur.

Vortrag Eva Kernbauer „Kunst für alle. Theorie und Praxis des Publikumsbezugs in der bildenden Kunst“

11. Mai 2017
Klagenfurt, Alpen-Adria Universität

https://www.aau.at/en/research/research-profile/main-research-areas/visual-culture/#toggle-id-3

Bereits in der frühen Neuzeit bildet sich neben dem fürstlichen Patronagesystem ein neuer Adressat bildender Kunst heraus: das – zumeist urbane – anonyme Publikum, das über den Kunstmarkt und öffentliche Kunstpräsentationen erreicht wird. Innerhalb des Repräsentationsverständnisses des französischen Absolutismus wird diese nicht-exklusive Öffentlichkeit, die das gesamte Volk einschließt, zu einem auch kunsttheoretisch klar konturierten Konstrukt. Dies führt zur Etablierung neuer Strukturen und Präsentationsformen – Ausstellungen, Kunstvermittlung und Kunstkritik – ebenso wie zur Herausbildung spezifischer Identifikationsangebote, Bildthemen und Formensprachen, die das Kunstpublikum gleichermaßen ansprechen sollen, wie sie es erst hervorbringen. Die kunsttheoretische, philosophische und politische Auseinandersetzung mit dem neuen Konstrukt des Kunstpublikums trägt erheblich zur Konturierung des Öffentlichkeitsbezugs bildender Kunst bei. Die dabei regelmäßig auftretenden Konflikte und Spannungen zeigen ein Auseinanderklaffen von Theorie und Praxis, das jedoch nicht immer ein konkretes Scheitern von Popularisierungsbemühungen bedeutet, sondern konstitutiv ist: Denn, wie anhand exemplarischer Scheidewege des Publikumsbezugs gezeigt wird, schafft sich die Kunst, zugespitzt formuliert, zuweilen eher selbst ein eigenes Publikum als sich nur auf sozial gegebene Öffentlichkeiten zu beziehen: Theorie und Praxis greifen stark ineinander. Der Vortrag verfolgt einzelne Momente des höchst ambivalenten Verhältnisses zwischen Kunst und ihrem Publikum bis hin zu Debatten um Besucherbezüge in musealen Präsentationen und künstlerischen Arbeiten der Gegenwart.

 

Operative Porträts und die Spuren von Körpern – Über die Konstruktion pikturaler Evidenz

Marietta Kesting, „Operative Porträts und die Spuren von Körpern – Über die Konstruktion pikturaler Evidenz“, in: Bettina Bock von Wülfingen (ed.), Spuren. Erzeugung des Dagewesenen. Bildwelten des Wissens #13, De Gruyter 2017, 87-97.

https://www.degruyter.com/view/product/472548

Marietta Kesting, Operative Porträts und die Spuren von Körpern. Über die Konstruktion pikturaler Evidenz

Widerstreitende Erfahrung. Spielarten ästhetischer Bildungsprozesse.

Vortrag Eva Kernbauer „Bildende Kunst. Künstlerische Praxis als Wissensvermittlung“

6.-8. April 2017
Depot, Wien

http://www.iwk.ac.at/archives/3887

Im Rahmen der Tagung wird die Frage diskutiert, inwieweit ästhetische Erfahrungsweisen – samt ihrer Praktiken, den Institutionen, in denen diese initiiert werden, und der Zeit, in der sie sich vollziehen – einander ähnlich sind, ob sie Gemeinsamkeiten aufweisen und wenn ja, wie diese, präziser als in den bestehenden Debatten, formuliert werden können. Die Beiträge kreisen mithin um die Heterogenität ästhetischer Erfahrungsweisen sowie der an diese gebundenen Praktiken und widmen sich dem Ziel, besser zu verstehen, welche Chancen und welche Probleme spezifisch mit diesen verbundenen Bildungsprozessen sich eröffnen können.

Reale Magie

Marietta Kesting, „Trance, Rave und Ritual – The Museum of Trance in Haiti”, in: S. Witzgall (Hg.) Reale Magie, Diaphanes 2017, 199-212.

https://diaphanes.net/titel/reale-magie-3684

Gerade in den westlichen Gesellschaften lässt sich derzeit ein erneutes und sehr lebendiges Interesse an magischen Prak­tiken und okkultem Wissen beobachten. Das Magische und Okkulte scheint sich derzeit nicht nur zu einem gesamt­gesellschaftlichen Populärphänomen zu entwickeln, sondern wird auch im akademisch-wissenschaftlichen Bereich intensiv diskutiert. Das Buch »Reale Magie« untersucht die gegenwärtige Realität des Magischen und die Wiederentdeckung von Magie und Okkultismus in den Künsten, den Wissenschaften und der Alltagskultur. Es fragt nach den aktuellen westlichen Residuen und Praxisformen von Magie, nach möglichen Potentialen magischen Denkens in einer weitgehend von ökonomisierter Zweckrationalität bestimmten Welt, aber auch nach den Kehr­seiten des Okkulten.
Mit Beiträgen von: Carl Abrahamsson, Melanie Bonajo, Genesis Breyer P-Orridge, Mariechen Danz, Demdike Stare (Miles Whittaker und Sean Chanty), Karianne Fogelberg, Susan Greenwood, Christoph Keller, Marietta Kesting, Verena Kuni, Annika Lundgren, Kadri Mälk, Jussi Parikka, Marco Pasi, Kerstin Stakemeier, Michael Taussig, Jeremy Wade, Susanne Witzgall.

FKW // Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur

Nr. 61 (2017)
Dated Formats Now: Material Practices in Audiovisual Art

Hg. Kristina Pia Hofer / Marietta Kesting

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhaltsverzeichnis
Editorial

Einleitung

Introduction. Dated Formats Now: Material Practices in Audiovisual Art
Kristina Pia Hofer, Marietta Kesting

Artikel

Kristina Pia Hofer, Axel Stockburger
Laura U. Marks
Andy Birtwistle
Gabriele Jutz
Kristina Pia Hofer, Marietta Kesting

Edition

Wutland
Henrike Naumann
Furnituring the Future: Henrike Naumann’s Piece of Carpet
Katrin Köppert

Rezensionen

Kathrin Peters und Andrea Seier, Hg. (2016): Gender & Medien-Reader. Zürich, Diaphanes.
Melanie Letschnig
Katharina Sykora (2015): Die Tode der Fotografie II. Tod, Fototheorie und Fotokunst. Paderborn, Wilhelm Fink Verlag
Maria Schindelegger

Gesamtausgabe

Dated Formats Now: Material Practices in Audiovisual Art

 

Punk, Repertoire und Retromanie

Punk, Repertoire und Retromanie
Ein Vortrag / eine Musik-Performance von Kristina Pia Hofer / Ana Threat

Zentralcafé, K4, Nürnberg  Mittwoch, 01.02.2017 – Einlass 19:30, Beginn 20:00
Eintritt: auf Spendenbasis

Obwohl über die tatsächliche Geburtsstunde des Genres durchaus Uneinigkeit herrscht, wird Punk heuer offiziell Vierzig. Begleitet wird die Einläutung des neuen, gesetzteren Lebensabschnitts der alten Rotznase von ihrer Musealisierung, Kanonisierung, und Vereinnahmung als Kunst- und Nationalgeschichte (aktuell zB als “Punk London” unter den Auspizien von Königin Elizabeth II und dem Heritage Lottery Fund). Die damals wie heute aktiv beteiligten Protagonist_innen scheinen es bereits sehr früh geahnt zu haben: Die Zukunft, die mit Punk zu machen ist/war, kann niemand ernsthaft wollen – zumindest, wenn die Sache in den Dienst teleologischer Fortschrittlichkeit steht.
Kristina Pia Hofer / Ana Threat geben in ihrem Beitrag Punk dennoch nicht verloren, und spüren einer anderen für das Genre wesentlichen Zeitlichkeit nach: seiner Ungleichzeitigkeit, Verspätung, Anachronie. Kristina Pia Hofer spricht über Punk als Limitierung, Reduktion und Wiederholung, während Ana Threat die im genreüblichen Repertoire schlummernden Potentialitäten – mit Karen Barad gesprochen, seine (open) futurities – an einschlägigen Musikmaschinen exploriert.

* Der Ventil Verlag lud im Jänner des Jahres unter diesem Titel zu Beiträgen für ein im Herbst erscheinendes enzyklopädisches Nachschlagwerk zum Thema.

Hartgesotten hegemoniekritisch – Symposium zu Ehren von Gabriele Dietze und Dorothea Dornhoff

Symposium, 19 January 2017 , 13 :30

Feministinnen in Ost und West haben im Kontext marxistischer Diskurse schon früh darauf hingewiesen, dass Geschlecht keineswegs einen untergeordneten ‘Nebenwiderspruch‘ zum vermeintlichen Hauptwiderspruch des Klassengegensatzes darstellt. Vielmehr seien soziale Ungleichheitsachsen miteinander verwoben. Zuvor hatten PoC-Feministinnen auf den Zusammenhang von Sexismus und Rassismus aufmerksam gemacht. Im Zuge der ersten und zweiten ‘Welle‘ des Feminismus begannen feministische Künstler_innen und Aktivist_innen, transgressive Weiblichkeitsbilder auf der Folie binärer Geschlechterbilderzu entwerfen: Figuren wie die hartgesottene Detektivin, ermächtigende Monster oder kaltblütige Mörderinnen wurden zu notwendigen Gegenstrategien von Dämonisierung, Pathologisierung, Abwertung und Ausblendung des Weiblichen. Die Gender Studies haben Geschlecht als eine „wissensgenerierende und (wissens-)kritische Kategorie“ (Dietze/Hark 2006) in Bewegung definiert. Interventionen von Feministinnen of Color, postkolo- niale Perspektiven und queere Kritiken wiederum haben die Einheitlichkeit der Kategorie Geschlecht fundamental verunsichert. Sie machen für die Gender Studies die Notwendigkeit deutlich, Allianzen mit weiteren macht- und herrschaftskritischen Erkenntnisperspektiven zu suchen, und fordern ein, die eigenen Ausschlüsse und Hegemonietendenzen zu reflektieren. In diesem Zusammenhang spielen künstlerische Praktiken, kulturelle Artefakte und Ästhetiken sowie Popkultur eine entscheidende Rolle für die Sichtbarmachung marginalisierter Positionen. Dies erfordert eine (Selbst-)Kritik „okzidentaler (sexueller) Exzeptionalismen“ (Dietze), die über Geschlechterverhältnisse funktionieren, um den eigenen Kontext als emanzipiert darzustellen. Ebenso wichtig ist eine kritische Reflexion der Kategorie Gender selbst und ihr intersektionales Weiterdenken. Für die Dezentrierung von Macht und Wissen, auch über den akademischen Elfenbeinturm hinaus, sind Kollaborationen und Solidaritäten, strategische Essentialismen, Allianzen und Dialoge mit aktivistischen Kontexten und anderen Diskursen und Öffentlichkeiten unerlässlich.

Donnerstag, 19.1.2017  – 16:30 Panel II: Pop/Kultur

Lisa Kuppler: Hard-Boiled Woman Revisited – Jessica Jones im Marvel Cinematic Universe
Julie Miess: All Tomorrow’s Monsters
Marietta Kesting: Goldene Zitronen – Race, Klasse und Gender in Beyonces „Lemonade“
Moderation: Eva Boesenberg

Ort:  Institute for Cultural Inquiry, Berlin, Christinenstr. 18/18, Haus 8

Eine Veranstaltung des Zentrums für transdisziplinäre Geschlechterstudien (ZtG) der Humboldt-Universität zu Berlin in Kooperation mit dem ICI Berlin, unterstützt vom Zentrum Jüdische Studien

Hartgesotten hegemoniekritisch

 

 

Poetiken des Materials – Podiumsdiskussion

Sonia Leimer: Ausstellungsansicht Poetiken des Materials, Leopold Museum / Foto: Lisa Rastl. Bildrecht, Wien, 2016

12.01.2017 – 19:00
Leopold Museum

19:00
PODIUMSDISKUSSION: „MATERIAL ALS KULTURELLER BEDEUTUNGSTRÄGER?

Podiumsdiskussion mit Kristina Pia Hofer, Sonia Leimer, Christian Kosmas Mayer, Anne Schneider und Stephanie Damianitsch.

Kristina Pia Hofer, Mitarbeiterin am Forschungsprojekt „A Matter of Historicity“ an der Universität für angewandte Kunst, Wien, diskutiert mit Künstlerinnen und Künstlern der Ausstellung über den sogenannten „Neuen Materialismus“ in der Kunst und das Material als kulturellen Bedeutungsträger.