Hartgesotten hegemoniekritisch – Symposium zu Ehren von Gabriele Dietze und Dorothea Dornhoff

Symposium, 19 January 2017 , 13 :30

Feministinnen in Ost und West haben im Kontext marxistischer Diskurse schon früh darauf hingewiesen, dass Geschlecht keineswegs einen untergeordneten ‘Nebenwiderspruch‘ zum vermeintlichen Hauptwiderspruch des Klassengegensatzes darstellt. Vielmehr seien soziale Ungleichheitsachsen miteinander verwoben. Zuvor hatten PoC-Feministinnen auf den Zusammenhang von Sexismus und Rassismus aufmerksam gemacht. Im Zuge der ersten und zweiten ‘Welle‘ des Feminismus begannen feministische Künstler_innen und Aktivist_innen, transgressive Weiblichkeitsbilder auf der Folie binärer Geschlechterbilderzu entwerfen: Figuren wie die hartgesottene Detektivin, ermächtigende Monster oder kaltblütige Mörderinnen wurden zu notwendigen Gegenstrategien von Dämonisierung, Pathologisierung, Abwertung und Ausblendung des Weiblichen. Die Gender Studies haben Geschlecht als eine „wissensgenerierende und (wissens-)kritische Kategorie“ (Dietze/Hark 2006) in Bewegung definiert. Interventionen von Feministinnen of Color, postkolo- niale Perspektiven und queere Kritiken wiederum haben die Einheitlichkeit der Kategorie Geschlecht fundamental verunsichert. Sie machen für die Gender Studies die Notwendigkeit deutlich, Allianzen mit weiteren macht- und herrschaftskritischen Erkenntnisperspektiven zu suchen, und fordern ein, die eigenen Ausschlüsse und Hegemonietendenzen zu reflektieren. In diesem Zusammenhang spielen künstlerische Praktiken, kulturelle Artefakte und Ästhetiken sowie Popkultur eine entscheidende Rolle für die Sichtbarmachung marginalisierter Positionen. Dies erfordert eine (Selbst-)Kritik „okzidentaler (sexueller) Exzeptionalismen“ (Dietze), die über Geschlechterverhältnisse funktionieren, um den eigenen Kontext als emanzipiert darzustellen. Ebenso wichtig ist eine kritische Reflexion der Kategorie Gender selbst und ihr intersektionales Weiterdenken. Für die Dezentrierung von Macht und Wissen, auch über den akademischen Elfenbeinturm hinaus, sind Kollaborationen und Solidaritäten, strategische Essentialismen, Allianzen und Dialoge mit aktivistischen Kontexten und anderen Diskursen und Öffentlichkeiten unerlässlich.

Donnerstag, 19.1.2017  – 16:30 Panel II: Pop/Kultur

Lisa Kuppler: Hard-Boiled Woman Revisited – Jessica Jones im Marvel Cinematic Universe
Julie Miess: All Tomorrow’s Monsters
Marietta Kesting: Goldene Zitronen – Race, Klasse und Gender in Beyonces „Lemonade“
Moderation: Eva Boesenberg

Ort:  Institute for Cultural Inquiry, Berlin, Christinenstr. 18/18, Haus 8

Eine Veranstaltung des Zentrums für transdisziplinäre Geschlechterstudien (ZtG) der Humboldt-Universität zu Berlin in Kooperation mit dem ICI Berlin, unterstützt vom Zentrum Jüdische Studien

Hartgesotten hegemoniekritisch

 

 

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